
Flohmarkt vor Sonnenaufgang
Vom Loslassen, Begegnen und dem wahren Wert der Dinge.
Was passiert, wenn man sich frühmorgens auf einen Flohmarkt begibt – nicht nur, um Dinge zu verkaufen, sondern auch, um loszulassen? Zwischen Werkzeug, alten Kleidern und vergessenen Spielen entfaltet sich eine stille, berührende Geschichten über den Wert von Dingen, die Magie des Teilens und Begegnungen, die bleiben.
Noch bevor die Stadt erwacht, erleben wir, wie Erinnerungen weitergegeben werden, wie Fremde zu flüchtigen Verbündeten werden – und wie ein Lächeln oft mehr zählt als jeder Preis. Der Flohmarkt wird zur Bühne für kleine Wunder, für Gespräche zwischen den Zeilen, für leises Verstehen über Sprachgrenzen hinweg.
Ein Tag, der leicht beginnt und tief geht.
Ein Tag, der uns verändert hat, ohne dass wir es geplant hatten.
Podcast Leben im Wandel
Dein Podcast für Lebensgeschichten und Transformation
Bevor die Sonne aufgeht
Manchmal sind es die einfachen Orte, die uns die größten Einsichten schenken. Ein Flohmarkt am frühen Morgen, ein kleiner Stand, ein Bus voller Erinnerungen – und plötzlich öffnet sich ein Raum, in dem Menschen, Dinge und Geschichten sich auf eine ganz besondere Weise begegnen. Diese Geschichte ist keine große Erzählung über Abenteuer oder Drama. Es ist ein stiller Blick auf einen Tag, an dem wir verkaufen wollten – und stattdessen viel mehr bekommen haben.
Bevor die Sonne aufgeht – Vom Glück, Dinge loszulassen und Menschen zu begegnen
Es ist noch Nacht, als wir das Auto vollpacken. Gerald hebt die schweren Kisten mit seiner ruhigen Kraft, organisiert den Bus, während ich versuche, unsere Liste im Kopf durchzugehen: Werkzeuge, Outdoor-Equipment, Kleidung von Ronja und mir, alte Spiele, die uns ein Freund mitgegeben hat, eine bunte Mischung aus Krimskrams und Erinnerungen. Ronja, Gerald’s erwachsene Tochter, ist mit ihrer typischen Mischung aus Pragmatismus und Leichtigkeit dabei. Sie lacht, als ihr ein Paar alte Wanderschuhe von ihrem Papa entgegenfallen. „Vielleicht finden die ja einen neuen Gipfel“, sagt sie.
Der Morgen ist frisch, fast noch Nacht – und tatsächlich ziemlich kalt. Die Stadt schläft, aber wir sind wach. Irgendetwas an diesen Flohmarkttagen weckt eine kindliche Aufregung in mir. Vielleicht liegt es am Loslassen. Oder an der Ahnung, dass dieser Tag voller Begegnungen steckt.
Langsam wird es lebendig
Der Platz füllt sich langsam mit Leben. Andere Händler tauchen aus der Dunkelheit auf, tragen Biertische, Decken, klappern mit Thermoskannen. Ich liebe diesen Moment, bevor die Sonne aufgeht. Wenn sich alles wie ein geheimnisvolles Ritual anfühlt. Der Aufbau eines kleinen Dorfes für ein paar Stunden.
Unser Stand nimmt auch Form an. Gerald sortiert die Werkzeuge sorgfältig, legt sie so hin, dass sie ihre Geschichte erzählen können. Ronja hängt ihre alten Kleider auf einen mobilen Kleiderständer, viele davon mit Erinnerungen an Festivals, Reisen, Sport und Spaß. Ich breite meine alten Outdoorjacken aus, sortiere die Spiele unseres Freundes, stelle eine kleine Box mit Büchern auf. Alles zusammen ergibt ein Bild unserer Leben. Und das darf heute geteilt werden.
Mit einem Menschen fängt es an
Die ersten Besucher sind da. Noch leise, vorsichtig. Ein Mann mit Taschenlampe geht zielgerichtet auf die Werkzeuge zu, nickt Gerald anerkennend zu. Ich sehe eine ältere Frau, die unsere Bücher durchstöbert. Sie zieht ein Buch von Vishen Lakhiani heraus, das ich einst im Urlaub gelesen habe. In ihrem Blick liegt der gleiche Zauber, den ich damals beim Lesen gespürt habe.
Was mich berührt, ist diese stille Intimität. Wie Menschen Dinge berühren, anschauen, drehen. Wie ihre Augen sich verändern, wenn sie etwas finden, das eine Saite in ihnen zum Schwingen bringt. Als würde ein Gegenstand ein verlorenes Puzzlestück in ihrem Leben sein.
Da ist eine Studentin, die sich für einen alten Rucksack interessiert. „Der hat schon einiges gesehen“, sage ich. Sie fragt nach dem Preis. Ich sage einen, der fair ist, aber nicht fest. Wir lachen, verhandeln. Am Ende nimmt sie ihn mit und sagt: „Danke, das ist genau der, den ich gesucht habe.“ Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt. Aber ich glaube ihr.
Über Verkaufen, Tauschen und Austauschen
Neben uns spricht Gerald mit einem jungen Mann, der ein Multitool in der Hand hält. Sie kommen ins Gespräch über Handwerk, über Qualität. Ich beobachte die beiden. Zwei Generationen, vereint durch ein Stück Metall. Ronja verkauft in der Zwischenzeit ein paar ihrer Kleider an ein Mädchen, das sich fast schüchtern bedankt. „Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas stehen könnte“, sagt sie. Ich sehe, wie Ronja aufblüht. Ihr macht das Freude. Nicht das Geld. Sondern das Weitergeben.
Ich setze mich kurz auf unseren Klappstuhl, trinke einen Schluck Kaffee aus der Thermoskanne und lasse meinen Blick schweifen. Der Flohmarkt lebt jetzt. Menschen in allen Farben und Formen, Sprachen und Gesten. Die Öko-Zweitmarktkäuferin mit Leinenhose neben dem russischen Schnäppchenjäger, ein arabischer Vater mit seinen Kindern, ein chinesisches Paar, das gezielt nach Outdoor-Kleidung fragt. Englisch, Türkisch, Italienisch, Deutsch, alles fließt durcheinander, und doch verstehen sich alle.
Was mich immer wieder erstaunt: die Freundlichkeit.
Keine Spur von Konkurrenz. Kein Drängeln. Stattdessen Respekt. Ein Lächeln hier, ein Schulterzucken da. Jeder weiß: Heute sind wir alle auf Schatzsuche.
Manche Menschen umkreisen unseren Stand wie kleine Monde, die sich langsam auf eine Entscheidung zubewegen. Sie kommen näher, tun ein paar Schritte zurück, betrachten etwas aus der Entfernung, dann wieder ganz nah. Vielleicht ist es eine Jacke, ein Buch, ein Werkzeug oder Geralds altes Fernglas – aber oft ist es mehr als das. Es ist die Erinnerung, die an einem Gegenstand hängt. Oder die Sehnsucht, etwas zu besitzen, etwas für sie neu ist – oder etwas, das man sich nicht ganz erklären kann. Wir sehen sie wiederkommen, mit einer anderen Tasche, mit jemandem an ihrer Seite, mit neuen Fragen. Dieses Zögern ist kein Schwanken – es ist ein stiller Dialog zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wenn sie sich schließlich entscheiden, ist es nicht nur ein Kauf. Es ist ein inneres „Ja“. Und manchmal – das sind meine liebsten Momente – kommt dieses „Ja“ mit einem Lächeln, das den ganzen Tag heller macht.
„Und diese Suche ist tief menschlich. Denn wer sucht, glaubt noch an Möglichkeiten.“
Wenn die Stunden die Qualität ändern
Später am Vormittag wird gefeilscht. Um Bücher, um Jacken, um alte Lampen. Die Gespräche gleichen kleinen Duellen, aber nie mit verbissener Schärfe. Es geht nicht um Sieg, sondern um Einigung. Um das Spiel selbst.
Ein Mann will für ein hochwertiges Zelt nur zehn Euro zahlen. Gerald schaut ihn an, erklärt, was es einmal gekostet hat. Er schaut zurück. Dann lacht er: „Fünfzehn mit einem ehrlichen Danke?“ Gerald lache mit. Gekauft.
Werte sind flüchtig – das wird mir an solchen Tagen besonders bewusst. Was einst teuer war, verliert rasch an Bedeutung. Dinge, für die wir einst viel bezahlt haben, landen heute in der Geschenkbox. Der materielle Wert verblasst schneller, als man denkt. Doch ein ehrliches Lächeln, ein dankbares „Danke“, ein aufrichtiges Gespräch – sie bleiben. Sie hallen nach.
Es sind diese Momente, die sich einprägen. Wie der ältere Herr, der sich an einem alten Hammer erfreut, weil ihn der Griff an seinen Vater erinnert. Oder das Mädchen, das in einem Buch blättert und darin eine getrocknete Blume findet – ein Relikt aus meinem Sommer vor vielen Jahren.
Loslassen ist nicht nur ein Abschied.
Es ist auch eine Einladung. Wenn wir etwas gehen lassen, erlauben wir ihm, eine neue Bedeutung zu finden – in einem anderen Leben, in einem anderen Zusammenhang. Doch manchmal bleiben Dinge zurück. Nicht alles findet einen neuen Besitzer. Und das ist okay. Manche Gegenstände haben ihre Geschichte auserzählt. Sie wurden einst geschätzt, vielleicht geliebt, und jetzt – begehrt von niemandem mehr. Es ist ein leiser Moment der Erkenntnis: Wert ist nicht beständig. Aber was wir im Geben erleben – ein Blick, ein Wort, ein ehrliches Lächeln – das ist zeitlos.
Und mittendrin: wir. Mit unserem kleinen Stand, unseren Erinnerungen, unseren Geschichten.
Die Preisverhandlungen sind fast ein Ritual.
Sie folgen keiner Logik, keinem festen Wert.
Was heute fünf Euro kostet, ist in zehn Minuten vielleicht umsonst.
Es ist ein Spiel – und eine Kunst. Die Kunst des Loslassens.
Denn je später es wird, desto mehr verändert sich unser Stand – und mit ihm unser Herz.
Mittlerweile hat sich unser Stand verändert. Die Lücken zwischen den Dingen werden größer. Was bleibt, ist das, was scheinbar keiner will. Und genau das ist der Anfang vom Abschied.
Es ist Zeit für die Geschenkbox
So wird loslassen noch leichter.
Wir holen die Geschenkbox hervor. Eine alte Holzkiste mit Aufschrift: „Such dir was aus“. Darin: Spiele, Bücher, Tassen, Schnick-Schnack und mein knall orangener Pulli. Nichts perfektes – aber alles noch nutzbar. Und irgendwie schön.
Was dann passiert, ist für mich der berührendste Teil des Tages.
Menschen kommen, schauen hinein, zögern. „Wirklich umsonst?“ fragen sie. „Ja, wirklich.“ Einige nehmen sich etwas, andere legen sogar etwas dazu. Eine Frau steckt einen kleinen Zettel mit „Danke“ hinein. Ein Kind nimmt ein Puzzle und strahlt. Ein Mann nimmt eine alte Werkzeugtasche, drückt Gerald fest die Hand. „Das ist viel wert für mich.“
Ein ausländische Familie spricht mit Ronja in den paar Deutschen Worten, die sie schon gelernt hatten. Ihre Kinder waren erfüllt voller Freude, dass sie sich Spielsachen aussuchen durften. Und ihr Vater konnte seine Dankbarkeit kaum in Worte fassen – doch man sah es in seinem Strahlen.
Die Rollerskates, die so gut wie neu waren, gingen an ein junges Mädchen. Ihre Mutter hätte diese Skates durchaus neu kaufen können – aber auch für sie waren sie ein Geschenk. Und das verblüffte sie – uns machte es Spaß. Gleichheit für alle.
Ich spüre, wie sich mein Herz weitet. Hier, in diesen kleinen Gesten, liegt ein anderer Wert. Ein stiller Reichtum. Nicht messbar in Euro, sondern in Resonanz.
Die Geschenkbox wird zum Ort der Begegnung. Menschen, die vorher zögerten, trauen sich nun. Es ist, als ob das Loslassen uns öffnet – und andere einlädt, auch offen zu sein.
Gegen Ende des Tages ist fast nichts mehr da. Wir sind müde. Aber nicht erschöpft. Sondern leicht. Als hätten wir nicht nur Dinge, sondern auch Ballast abgegeben.
Der Laderaum im Bus schließt sich
Gerald schließt die Schiebtür vom Bus, jetzt so gut wie leer. Ein paar Klamotten kommen in die Rote Kreuz Tonne. Ronja isst eine Brezel und lehnt sich an den Wagen. Ich sehe zu unserem Platz. Nur noch Abdrücke im Gras.
Und in mir das leise Wissen: Wir haben heute nicht nur verkauft. Wir haben geteilt. Begegnet. Losgelassen.
Manche Dinge haben ein Verfallsdatum. Ihre Zeit bei uns ist vorbei. Aber wenn sie weiterziehen, bekommen sie neues Leben. Und wir: ein kleines bisschen mehr Raum in uns.
Vielleicht ist das der wahre Wert des Flohmarkts.
Nicht der Preis, den wir erzielen.
Sondern die Geschichten, die wir weiterschreiben.
Vielleicht, ja vielleicht, sehen wir uns mal dort.
Noch bevor die Sonne aufgeht.
Mit Kaffee in der Hand.
Und Platz im Herzen.
Jetzt teilnehmen und den Schalter umlegen
Finde heraus was dich antreibt, was deine wahren Bedürfnisse sind und wie du mit Leichtigkeit mehr Balance in dein Leben bringst.
ACHTUNG: Dieser Kurs wird ab 01.07.2025 nicht mehr kostenfrei sein.
Hole dir mein neues eBuch –
kostenfrei
Work with me
Mein Ansatz als Mentor und Coach basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtung deiner Person, bei der nicht nur berufliche Ziele im Vordergrund stehen, sondern auch deine persönlichen Werte, Bedürfnisse und Lebensziele berücksichtigt werden. Ich glaube fest daran, dass du die Fähigkeit besitzt, positive Veränderungen in deinem Leben herbeizuführen, und mein Ziel ist es, dir dabei zu helfen, dein volles Potenzial zu entfalten und ein erfülltes, authentisches Leben zu führen.
Wenn du auf der Suche nach einem erfahrenen und einfühlsamen Coach und Mentor bist, der dich dabei unterstützt, deine Ziele zu erreichen und dein Leben nachhaltig zu verbessern, dann würde ich mich freuen, von dir zu hören. Nimm gerne Kontakt zu mir auf, um mehr über meine Coaching-Angebote zu erfahren und wie ich dir dabei helfen kann, deine persönlichen und beruflichen Ziele zu verwirklichen.